Die Telekom und ihre Auslegung der Netzneutralität

Zum Anfang Mai hin sollen Neukunden der Telekom einen Passus im Vertrag erhalten, der es der Telekom in Zukunft ermöglichen wird die Geschwindigkeit des DSL-Anschlusses zu drosseln, sobald ein bestimmtes Datenvolumen erreicht wurde. VoIP und das IP-TV der Telekom werden nicht in dieses Datenvolumen mit einberechnet, es sind ja hauseigene, gesondert bezahlte Dienste:

Die Nutzung von Entertain wird nicht auf das im Tarif enthaltene Volumen angerechnet. [...] Auch Sprachtelefonie über den Telekom-Anschluss wird nicht angerechnet. Beide Dienste sind im Gegensatz zu Internetdiensten Managed Services, die in einer höheren und gesicherten Qualität produziert und vom Kunden gesondert bezahlt werden. Reguläre Internetdienste werden diskriminierungsfrei nach dem "Best-Effort"-Prinzip behandelt

"Wo mag das in Zukunft hinführen?" sollte hier eine Frage sein die man sich bezüglich der Thematik "Netzneutralität" mal stellen könnte. Der Begriff definiert eine Verteilung der angeforderten Datenpakete an die Benutzer ohne Priorisierung (oder generell gesprochen: Wertung) nach der Herkunft der Daten. Hier wird der erste Schritt getan um von dieser Neutralität wegzukommen. Die Telekom argumentiert natürlich buchhalterisch: Steigende Datenmengen->Kosten des Netzausbaus etc.

Niemand verlangt von der Telekom in den roten Zahlen zu arbeiten. Aber dass die Telekom jetzt nicht gerade berühmt ist für günstige Anschlüsse und die Tatsache dass das Entgelt dass die Provider ihrerseits für Datenmengen zu entrichten haben stetig sinkt wird unter den Tisch gekehrt. Die Telekom hätte auch schlichtweg einen Basistarif mit x Gigabyte pro Monat anbieten können und entsprechende Nutzer die mehr benötigen würden das dazubuchen können. Dass eigene Dienste von der ganzen Rechnung ausgenommen sind verleiht der Geschichte den unschönen Charakter von der verwässerten Netzneutralität.

Ich persönlich finde das gar nicht gut. Ich bin froh dass es Flatrates gibt, ich habe das Internet noch mit dem Blick auf die Uhr/Kosten kennengelernt und für mich ist das definitiv ein Rückschritt. Gesetzlich verankert ist die Netzneutralität in Deutschland (leider noch) nicht, aber immerhin gibt es eine Petition gegen das Vorhaben der Telekom und diese habe ich auch unterzeichnet:

Ich finde es nicht schön den Begriff der Netzneutralität zu verwässern. Dieses Vorhaben der Telekom wird wohl nicht der Anfang von etwas Gutem sein. Höhere Kosten für Benutzer die mehr Daten saugen lasse ich mir ja noch gefallen - aber auch da nur als Flatrate und ohne den fiesen Beigeschmack der Bevorzugung eigener Dienste.

Kommentar der Heise News zum Thema Netzneutralität und der sich wandelnden Rolle der Telekom in der Internet-Infrastruktur:

Sie will weg vom reinen "Datentransporteur", die Rolle als Bit-Schubser reicht ihr (und anderen Carriern) schon lange nicht mehr. Die Carrier wollen kontrollieren, was wie über ihre Netze läuft [...]

Schön ist es auf jeden Fall, finde ich, wenn man eine attraktive Alternative zur Telekom als Internet-Anbieter hat. Ich z.B. nutze Unitymedia über Kabel und bin sehr zufrieden. Auch schön wäre es wenn der Begriff der Netzneutralität in Deutschland in ein Gesetz verpackt wird. Das anzupacken ist definitiv besser gestern als morgen erledigt. Denn dass das Internet in den nächsten Jahren "unbedeutender" wird will sicher niemand behaupten - wohl eher ist das Gegenteil der Fall.