Ein blauer Himmel - simpel, oder nicht?
Ein blauer, wolkenloser Himmel. Eigentlich ist es nur eine Farbe, hervorgerufen durch Lichtablenkungen in den Teilchen, die in unserer Atmosphäre schweben. Es ist so simpel, lediglich eine verdammte Lichtablenkung - und doch würde ich es als Geschenk bezeichnen! Aber es ist ein adressiertes Geschenk. Ein Geschenk, daß nur die Menschen als solches erkennen können, die auch bereit sind es als etwas besonderes anzuerkennen.
Manchmal, wenn ich in so einen simplen Himmel gucke, schweifen meine Gedanken in die Ferne... Es ist etwas Tolles wenn man sich für einen kurzen Augenblick allen Nöten, Sorgen, Gedanken, Wünschen, Drängen und Pflichten des Alltags in einen schönen Gedanken entziehen kann - egal wovon der handelt - man vergisst die Zeit um einen herum. Das hat nichts mit Realitätsflucht zu tun, man kehrt danach schließlich wieder zwangsläufig auf den Boden der Tatsachen zurück. Und doch ist es einen Moment lang so, als ob man seinem körperlichen Dasein entfliehen könnte, und man nicht mehr an den Alltag eines Menschen gebunden wäre.
Manch einer empfindet es bei der Liebe, der Andere wenn seine todkranke Mutter genest. Und um den Bogen auch auf die Armen dieser Welt auszuweiten; manch einer empfindet vielleicht schon so, wenn er etwas zu Essen hat oder seine Kinder durchbekommt. Diese Momente des Glücks, der Erfüllung sind vielfältig.
Und selbst so ein blauer Himmel gleicht sich nie - er ist ein ganz persönliches Gefühlsgebilde, das sich aus der eigenen Stimmung, dem Ort und den damit verbundenen Erinnerungen, den "Vibes" der eventuell anderen anwesenden Personen zusammensetzt. Es ist etwas einzigartiges und es wird nie mehr wiederkommen.
Ich glaube ja, daß dies eine allg. Eigenschaft der Menschen ist - schlichten Dingen etwas positives abgewinnen zu können - eine Eigenschaft die während der Integration in eine Konsumgesellschaft leider sehr gerne von der Werbung verfremdet wird um unsere Glückerfüllungs-Triebe auf allzu käufliche Dinge zu lenken. Ich möchte HD-Fernseher, Autos und Co. nicht verteufeln - versteht mich da keiner falsch.
Die Natur bzw. eher das Leben im Allgemeinen bieten uns keinen Knopf zur Triebbefriedigung. Solche Momente, wie ich eben eine Situation beschrieben habe, kommen halt nicht auf Zuruf. Entweder man hat sie - oder nicht. Es ist weder steuerbar noch käuflich. Ganz im Gegensatz zu erwerblichen Dingen, die kurzfristig direkt befriedigen.
Aber diese Erkenntnis geht mit einhergehender Urbarmachung der Landschaften unter - habe ich so im Gefühl. Kaum ein Städterkind wird sich heutzutage des Nachts auf den Rücken legen und nach einiger Zeit das Gefühl haben in den Himmel zu fallen, was eine wahre Geistesöffnung nach sich ziehen kann - Lichtverschmutzung in den Städten sei dank.
Es ist nicht unbedingt ein Geschenk für Alle, so ein blauer Himmel, obwohl ein jeder des Nachts unter eben diesem Himmel seine Augen schließt - die Prioritäten der Menschen sind oftmals (zurecht) verschieden. Ich schrieb eben schon daß andere sich über lebensnotwendigere Dinge mehr erfreuen würden. Ich besitze nun einmal das Glück (und anders als Zufall kann ich das nicht nennen) in einem kriegsfreien Land geboren zu sein, Arbeit zu haben und mir Essen, eine Wohnung und ein (für mich) angenehmes Privatleben leisten zu können. Ich kann mir auch den wahren Luxus erlauben, nach nicht lebensnotwendigen Dingen zu gieren. Sei es z.B. die Besiedelung des Kosmos, im Gegensatz zu, ob ich wohl morgen etwas zu Essen für meine Familie finde.
Ein blauer Himmel - sehr simpler Begriff, oder?