Ist das Lecker ?!

Es geht ja nichts über gutes Essen. Damit meine ich jetzt:

  • Essen, was keiner Aromazusätze bedarf, damit es gut schmeckt

  • Essen, was ohne "modifizierte" Stoffe und ohne E4711 und E0815 daherkommt

  • Essen, wo auch die Zutaten an sich lecker schmecken, wenn man sie ungekocht probiert. (gut, das gilt natürlich nicht für Alles)

  • Gemüse was noch Biss hat und Farbe besitzt - nicht weichgekocht und dann eingedost.

  • Essen wo man nicht das Gefühl hat gegen alle guten Nahrungskonventionen zu verstossen. Hier denke ich an diverse Fastfoodketten

Ich habe irgendwie heutzutage das Gefühl, daß gutes Essen immer mehr den Bach runtergeht einerseits, und immer mehr exklusives Essen total exklusiv zubereitet wird, nachdem es um die halbe Welt transportiert wurde, andererseits. Ich meine, ist es denn so schwer dafür ein Gleichgewicht zu finden? Müssen es denn diese Extreme sein? Wenn ich sehe wie viele Fertiggerichte in den Tiefkühltruhen/Regalen der Supermärkte lauern, graut es mir. Natürlich ist nicht alles schlecht - aber doch besitzt das Wenigste davon Qualität nach obigen Kriterien. Und das Schlimme: Das Zeug hat Abnehmer - Ladenhüter sind die nicht. Allgemein ist auch die Tendenz erkennbar, so habe ich das Gefühl, daß die nachrückenden Generationen nicht mehr kochen können. Ist das so unnötig geworden sich selber lecker ernähren zu können? Es muß ja keiner mehr lernen einen Speer zu benutzen, aber der Umgang mit Pfanne und Kochtopf sollte in mehr als groben Zügen drin sein.

Wobei man da natürlich unterscheiden muss. Ich habe nichts dagegen, wenn sich einer Blätterteig fertig kauft, den selber zu machen ist relativ aufwendig. Oder Reibekuchen, da gibt es die Fertigmasse zu kaufen. Auch da habe ich nichts gegen - z.B. wer will schon für eine Party 500 Kartoffeln schälen? Gründe mag es immer geben, schlimm ist es allerdings wenn man auf so Produkte angewiesen ist - man ohne sie gar nicht auf die Idee käme, das entsprechende Gericht auch mal selber zum Essen zu machen. Da passen auch Fertigsoßen ganz gut hin, viele wissen nicht wie sie eine einfache Mehlschwitze hinbekommen? Stattdessen werden Tütensossen gekauft.

Fertiggerichte sind ja nicht per Definition schlecht, man sollte nur auch mal auf die Zutatenliste gucken und diese auch richtig deuten. Dort wird in absteigender Reihenfolge der Zugabemenge sortiert. Bei auf der Packung angepriesenen Zutaten, steht auch noch der Prozentanteil darauf. Kauft man sich nun ein Fertig-Reisgericht mit "Käse und Spinat" und ergeben die beiden Zutaten zusammen nicht einmal 10 %, sollte man sich fragen, woher wohl der Geschmack kommt. Das wäre dann kein gutes Fertiggericht.

Ein Leckeres habe ich letztens probiert - ich denke, der Rest von Frosta wird auch gut sein. Ist auch durch die höhere Qualität (gerechtfertigt) teurer. Auch der Kalorienwert von 390 kJ/100g spricht für sich und es sind keine "dubiosen" Zutaten enthalten, bei denen man erst überlegen muß was es ist. Es geht also auch anders.

Letzten Endes läuft es auf das Geld hinaus: Es ist doch so, daß der Fertigkram schlecht in seiner Zusammensetzung ist, damit er billig produziert werden kann, eben weil die Leute halt auf Geiz stehen. Kleines Beispiel gefällig? Kaufe ich mir im Supermarkt einen Erdbeerjoghurt, so weiß ich was mich erwartet: Essbar, vielleicht lecker - aber keine Topqualität, von gesund schweige ich ganz, von den sogenannten Fruchtstücken darin will ich nicht reden - lieber nicht. Würde ich das Geld ausgeben für richtige Erdbeeren und Joghurt, dann in den Mixer und das Ergebnis wäre unvergleichlich - auch ohne Zucker. Oder ein Bananen-Milchshake ist das Gleiche. Und die Liste ließe sich fortsetzen.

Bloß wird dann halt der Bequemlichkeit halber nach dem Fertigprodukt gegriffen. Kann man natürlich machen, aber ich möchte mir dabei immer bewußt sein, daß das nicht den Standard darstellt, was ich im Moment kaufe. Es gibt bestimmt Kinder die richtige Erdbeeren schon gar nicht mehr mögen.

Eines Tages, habe ich das Gefühl, schlemmt eine Minderheit der Bevölkerung, während der Großteil aromatisierte, vitaminangereicherte Presspappe ißt.

Dabei könnte es so einfach sein dem entgegenzusteuern, indem man es einfach nicht kauft - aber das Prinzip funktioniert ja leider in der Politik auch nicht so richtig. ;-)

Setzen sich die Leute, die einkaufen gehen, da keinen Qualitätsmindeststandard? Haben die Angst vor dem Kochen? Kochen ist etwas Feines, wenn man ein paar Drehs raus hat. Es kommt einem dann auch nicht mehr wirklich wie Arbeit vor. Und es muss ja nicht einmal aufwendig sein. Gestern Abend gab es bei uns Reste von Bärlauch-Bandnudeln, angebraten in der Pfanne mit einem Rest Käsesoße (Gouda, Parmesan, Schmelzkäse), dazu Tomatenpesto und grüne Oliven. Dann frische, blanchierte und in Butter geschwenkte Erbsen mit Schnittlauch und Petersilie. Als Salat gab es Kopfsalat mit Paprika und einem Joghurtdressing (Joghurt, Balsamico Rosé, Sonnenblumenöl, Salz und Pfeffer und eine Prise Zucker).

SalatHauptgericht

Natürlich hat die Erbsenpulerei Zeit gebraucht, aber a) kann man so etwas beim Fernsehen gucken machen und b) liegen dafür Welten zwischen frischen Erbsen und Dosenerbsen und immer noch ein Schritt zwischen Tiefkühlerbsen und frischen Erbsen. So etwas bezeichne ich immer noch als eine einfache Mahlzeit. Es hat also gelohnt.

Ein anderes Beispiel ist das eben erwähnte Pesto. Nun kann man das im Glas kaufen, man kann es aber auch selber machen. Also ein Bündel Bärlauch gekauft (1,99 EUR, selbst angebaut ist günstiger), Sonnenblumenkerne, Olivenöl, Parmesan, Salz und Pfeffer. Das Meiste davon hat man sowieso in der Küche stehen (wenn man wenigstens ab und zu den Kochlöffel selber schwingt). Dann den Mixer angeworfen und man hat die nächsten Tage einen wunderbaren Brotaufstrich. Arbeitsmässig (mit Mixer) ist das vielleicht eine Viertelstunde, wenn man sich Zeit lässt. Zudem lässt sich ein Pesto natürlich nach Belieben dem eigenen Geschmack anpassen. Anstelle von Bärlauch z.B. Tomaten oder Basilikum oder Oliven oder was weiß ich. Und es ist lecker!

Frisches Brot aus dem Brotbackautomat schmeckt auch besser als im Supermarkt gekauftes. Es hat den Vorteil daß man es heiß essen kann, was auch mal sehr lecker ist und man kann sich eigene Brote "bauen". Z.B. mit Oliven. Der Brotalgorithmus lautet: "Maschine auf, Zutaten rein, Maschine an, warten, Brot raus, sauber machen" Nicht gerade umständlich und doch so ein hoher Lohn.

Nun sind das hier meine Beispiele gewesen und Geschmäcker sind verschieden, ich wollte aber mal lediglich darauf hinaus, daß guter Genuss nicht mit viel Aufwand verbunden ist. Der Artikel soll bewußt mal dazu anregen das Eigene Essverhalten zu überdenken.

Schade irgendwie, daß der Trend ein gegenläufiger ist - sowohl was die Selbstreflektion in der Gesellschaft als auch die angebotenen Fertigprodukte der Industrie betrifft.